Einführungstext

Water & Sound 2025 »Rivers«
Das Water & Sound Festival 2025 lädt ein, Flüsse durch die Kraft der Imagination neu zu entdecken – als lebendige Akteuere globaler Kultur, Musik und Ökologie. Flüsse und Menschen sind seit jeher auf vielfältige Weise miteinander verbunden: Sie prägen Kulturen, inspieren Mythen, Musik und Kunst und sind spirituelle wie metaphysische Bezugspunkte für ganze Gesellschaften. In vielen Traditionen gelten Flüsse als heilige Wesen, als Mittler zwischen Mensch und Natur, als »lebendige Archive« des kollektiven Gedächtnisses. Wie die vielfach ausgezeichnete britisch-türkische Autorin Elif Shafak betont, erinnern Flüsse an die Kraft des Wassers, Geschichten, Erinnerungen und Traumata über Zeiten und Kontinente hinweg zu tragen. Der renommierte britische Schriftsteller und Naturforscher Robert Macfarlane fordert uns auf, Flüsse nicht als bloße Objekte, sondern als fühlende, erzählende Subjekte wahrzunehmen: Sie sind »unsere ältestens Sänger, unsere ältesten Geschichtenerzähler« – und unser Schicksal ist untrennbar mit ihrem verbunden. Die Autorin und der Autor prägen mit ihren Werken die internationale Debatte über die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Wasser.
Water & Sound rückt die kulturelle, historische und ökologische Bedeutung von Flüssen in den Fokus. Zu den musikalischen Höhepunkten zählen genreübergriefende Konzerte und außergewöhnliche Kollaborationen, die relevante Positionen der globalen Musikszene widerspiegeln. Das Eröffnungskonzert »Rivers of the Sky« vereint die preisgekrönte polnische Sängerin und Multiinstrumentalistin Karolina Cicha mit Patrycja Betley, der türkischen Kanun-Spielerin Didem Basar, der amerikanisch-indischen Songwriterin Sheherazaad und dem Water & Sound Ensemble aus Augsburg. Gemeinsam spannen sie einen musikalischen Bogen von Osteuropa über den Nahen Osten bis nach Südasien und interpretieren Flüsse als Symbole für Wandel, Erinnerung und spirituelle Verbindung.
Am Kuhsee erwartet das Publikum ein energiegeladenes Programm, das die enge Verbindung von Musik und Flusslandschaften hörbar macht. Kin’Gongolo Kiniata aus Kinshasa bringen mit selbstgebauten Instrumenten und ihrem Mix aus Afropop, Punk und Elektro ein musikalisches Statement zu ökologischen Herausforderungen am Congo River auf die Bühne. Buzz Ayaz verbindet zypriotische Folklore, anatolischen Psychedelic Rock und elektronische Klänge. Im Annahof setzt sich die musikalische Reise fort: Ana Frango Elétrico aus Rio de Janeiro im Zusammenspiel mit den Waterbirds mit poetischem Indie-Funk, sowie das katalanische Duo Tarta Relena mti seinen markanten Interpretationen mediterraner Musik. Den Festivalabschluss gestalten die gefeierte Afro-Fusion-Band Mokoomba, aus Victoria Falls am Sambesi, wo der Fluss als Lebensader und Mythos gilt; ergänzt wird das Finale durch die somalische Sängerin Sarah Halgan, deren kraftvolle Stimme traditionelle Melodien mit rhythmischer Intensität verbindet, sowie das Duo Aïta Mon Amour aus Marokko und Tunesien, das mit ausdrucksstarken und zeitgenössischen Arrangements die Klangfarben Nordafrikas neu interpretiert.
Das partizipative Kunstprojekt »Spirit Animals & Riverbirds« und die große Wasservogel-Parade vereinen Kunst, Musik und Gemeinschaft entlang der Augsburger Wasserwege. Die Riverbirds entstehen aus Ton des Flusses Sejnane in Tunesien und reisen zu den Bächen im Siebentischwald. Interaktive Formate wie Ausstellungen, Panels und Führungen zu UNESCO-Welterbe-Orten vertiefen die Perspektiven auf Wasser, Kultur und Nachhaltigkeit. Die Keynote von Dilip Da Cunha und als lebendige Archive, Rechtssubjekte und Quellen von Identität – und zeigen, wie das Schicksal der Menschheit mit dem Wasser verwoben ist.
Flüsse sind keine bloßen Ressourcen, sondern – wie Robert Macfarlane betont – wollen als lebendige Wesen mit eigenen Geschichten und Rechten wahrgenommen werden. »Einen Fluss als lebendig zu bezeichnen, heißt nicht, ihn zu vermenschlichen, sondern die Kategorie des ›Lebens‹ zu vertiefen und zu erweitern.«
So ist das Water & Sound Festival 2025 zugleich ein Fest der Lebensfreude, der Musik und der Gemeinschaft – und ein ernsthafter Appell, die Stimmen der Flüsse zu hören, ihre Geschichten weiterzutragen und ihre Zukunft zu schützen.
Girisha Fernando
Künstlerischer Leiter